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ERC-Projekt ELEPHANTINE: Lokalisierung von 4000 Jahren Kulturgeschichte. Texte und Schriften der Insel Elephantine in Ägypten

Die Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhielt eine der wichtigsten Auszeichnungen der Forschungswelt überhaupt, den ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC). Ihr stehen für ihr Forschungsvorhaben "Localizing 4000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt" insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Dank dieses Grants können insgesamt 10 neue Mitarbeiter an der Papyrussammlung des Ägyptischen Museums zum Thema Elephantine forschen. Dort befindet sich, neben dem Louvre in Paris, dem Brooklyn Museum in New York und dem Ägyptischen Museum in Kairo, die weltweit größte Sammlung von Papyri aus Elephantine.

Ziel dieses Projekts ist es, eine Kulturgeschichte von 4000 Jahren für die Insel Elephantine in Ägypten zu schreiben. Elephantine war eine militärisch und strategisch sehr bedeutende Nil-Insel an der südlichen Grenze Ägyptens. Keine andere Siedlung in Ägypten ist über eine so lange Periode so gut bezeugt. Ihre Einwohner bilden eine multiethnische, multikulturelle und multireligiöse Gemeinschaft, die uns große Mengen schriftlicher Zeugnisse hinterlassen hat, die ihr Alltagsleben vom Alten Reich bis in die Zeit nach der arabischen Eroberung belegen. Heute sind mehrere tausend Papyri und andere Handschriften von Elephantine auf mehr als 60 Institutionen in ganz Europa und darüber hinaus verteilt. Ihre Texte sind in verschiedenen Sprachen und Schriften geschrieben, darunter Hieroglyphisch, Hieratisch, Demotisch, Aramäisch, Griechisch, Koptisch und Arabisch. 80% dieser Handschriften sind noch unpubliziert und unerforscht. Die große Herausforderung dieses Projektes ist es, dieses Material für die Beantwortung von drei Schlüsselfragen aufzubereiten:

  1. Multikulturalismus und Identität zwischen Assimilation und Segregation
  2. Organisation von Familie und Gesellschaft
  3. Entwicklung der Religionen (Polytheismus, Judentum, Christentum und Islam).

Die Texte werden in einer Online-Datenbank öffentlich zugänglich gemacht. Verbindungen zwischen Papyrusfragmenten verschiedener Sammlungen können dabei identifiziert werden. In internationaler Zusammenarbeit kann so das „Papyrus-Puzzle“ gelöst werden – auch mit Hilfe wegbereitender neuer Methoden der Digital Humanities, Physik oder auch Mathematik (z.B. für die virtuelle Entfaltung von Papyri). Durch die Nutzung dieser Datenbank mit ihren medizinischen, religiösen, juristischen, administrativen und auch literarischen Texten wird die Mikrogeschichte des Alltagslebens der lokalen und globalen („glokalen“) Gemeinschaft von Elephantine innerhalb ihres soziokulturellen ägyptischen Hintergrundes und darüber hinaus studiert werden können. Dies wird mit makrohistorischen Fragen verknüpft, wobei auch neueste Methoden der Globalgeschichte verwendet werden. Auf diese Weise kann Elephantine eine Fallstudie und ein Modell für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sein.


Projektleitung: Prof. Dr. Verena Lepper (Principal Investigator, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung)
Projektmitarbeiter: Sandro Schwarz, PD Dr. Jan Moje, Dr. Lisa Cleath, Martina Grünhagen, Dr. James Moore, Dr. Ruth Duttenhöfer, Dr. Andrea Haznos, Felix Herter, Dr. Daniela Härtel, Dr. Ahmed Kamal
Stipendiaten: Prof. Dr. Heinz-Eberhard Mahnke, Prof. Dr. Mohammad Abdelatif, PD Dr. Philip Schmitz
Restauratoren: Tzulia Siopi/Angos (Restaurierung: Papyri), Nina Loschwitz (Restaurierung: Keramik/Ostraka)
Sekretariat: Holger Niederhausen, Claudia Cliff
Studentische Hilfskräfte: Zoltan Takasz, Luisa Gerlach
Projekt-Website: elephantine.smb.museum
Projektträger: Europäischer Forschungsrat/ European Research Council  (ERC)
Laufzeit: 2015 bis 2022